Geschichte und Bau
Als die Gemeinde der Dresdner Neustadt um 1870 auf 55.000 Gemeindeglieder angewachsen war, wurde 1880 die Martin-Luther-Gemeinde aus der Dreikönigskirchgemeinde ausgepfarrt und benötigte ein eigenes Kirchgebäude. Dazu schrieb der Kirchenvorstand einen Architektenwettbewerb mit deutlichem Rahmen aus: Der Bau sollte im romanischen Stil oder in »edler italienischer Renaissance« mit 1.200 bis 1.250 Sitzplätzen bei einer maximalen Bausumme von 350.000 Reichsmark entstehen.
35 Architekten aus dem In- und Ausland sandten Entwürfe ein. Den ersten Preis erhielt Tony Eul aus Louvain (Belgien) für seinen Entwurf »Veritas«. Der zweite Preis ging an das Dresdner Architekturbüro Giese & Weidner für »Ecclesia«. Ein doppeltürmiger Entwurf »Silhouette« von Johannes Vollmer aus Berlin wurde mit dem dritten Preis bewertet.
Den Zuschlag erhielt das Architekturbüro der Bauräte Ernst Giese und Paul Weidner, welches zu jener Zeit auch mit Entwurf und Bauausführung des Dresdner Hauptbahnhofes beauftragt war.
Allerdings sollten bei der Ausführung dieses Kirchenbaus auch Ideen aus dem erstplatzierten Entwurf von Eul eingearbeitet werden. Von Giese & Weidner stammen schließlich auch die detaillierten Pläne zur Innengestaltung.
Der erste Spatenstich fand am 11. September 1883 statt, die Grundsteinlegung neun Wochen später – am 12. November.
Am 10. November 1887 zu Luthers 404. Geburtstag beging die Gemeinde nach nur vier Jahren Bauzeit die festliche Kirchweihe. Einschließlich der Innenausstattung betrugen die Baukosten zum Schluss 729.947 Reichsmark und lagen damit weit über der vorgegebenen Summe.
Baustil
Obwohl die Kirche die charakteristischen Elemente des romanischen Baustils mit der durchgehenden Verwendung des Rundbogens aufweist, wirkt das Gebäude in seinen Formen und Maßen (Länge: 54 Meter, Breite: 27 Meter) eher gotisch. In der Vorhalle der Kirche befindet sich ein von Oskar Rassau modelliertes Brustbild des erhöhten Christus. Dieses wurde von den Gebrüdern Schwarz in französischem Kalkstein ausgeführt. Den Außenbau zieren vier Sandsteinreliefs mit Symbolen der Evangelisten: An der Südseite der Engel (Matthäus) und der Adler (Johannes), an der Nordseite des Querhauses Löwe (Markus) und Stier (Lukas).
Die Farbglasfenster im Inneren des Kirchraumes stammen alle aus der Erbauungszeit der Kirche. Die fünf Bildfenster des Altarraumes wurden von Giese & Weidner, dem Historienmaler A. Dietrich und dem Glasmaler B. Urban entworfen und ausgeführt. Nur das Mittelfenster fertigte Ch. W. Anemüller.
Turmuhr
Die Turmuhr wurde 1886 bei der Turmuhrenfabrik Bernhard Zachariä in Auftrag gegeben. Sie wurde um 1907 von dem Königlich Sächsischen Hofuhrmacher Johannes Ruoff gewartet.
Der Turm der Martin-Luther-Kirche wurde 2016 saniert. Die sächsische Zeitung verfolgte die Bauarbeiten ins 81 Meter Höhe. Eine Turmfahrt mit Pfarrer Möller machte das Magazin Neustadt-Geflüster.